Sind Stadt-Eltern, die mit ihren Kindern mitten in der Stadt leben, Rabeneltern? Mitnichten! Ja, das Leben in der Stadt Zürich ist der Hammer!
Ja, wenn man jung ist und keine Kinder hat, da ist es schon toll, so mitten in der Stadt Zürich zu leben, sagen alle. Da ist der Italiener um die Ecke, der Thailänder und der Kebabladen einen Steinwurf entfernt. Mit dem Velo ist man in einer Viertelstunde am Arbeitsplatz oder am See oder in der “Zukunft”. Am Sonntag kann man mit dem Trainer in die Bäckerei gehen und Gipfeli kaufen. Da kümmerts keinen wie man herumläuft. Man kennt sich ja nicht. Und wenn man doch einen Bekannten trifft und keinen Bock auf Smalltalk hat, dann kann man immer noch so tun, als hätte man ihn nicht gesehn, und der versteht schon und wird in sein Smartphone schauen oder sonst wohin. Alles easy. Wenn man keine Lust hat zu Hause zu frühstücken, dann geht man auswärts brunchen. Ins Bebek zum Beispiel oder ins Plüsch oder ins Forum. Geht man feiern, erreicht man sein Zuhause auch torkelnd in einer vernünftigen Zeit.
Dann kommt der Tag, an dem man ein Kind bekommt. Und Bekannte aus der alten Heimat (notabene der Agglomeration oder dem Land) fragen einen, wohin man denn nun gedenke umzuziehen. Schliesslich brauche das Kind nun Platz und viel Grün und saubere Luft. Es soll einfach aus der Wohnungstüre raus und den Tag mit seinen Freunden im Freien verbringen, durch Wälder streichen, auf Bäume klettern und abends dann irgendwann erschöpft und glücklich nach Hause kommen. Egoistische Rabeneltern jene, die ihre Kleinen im Betton-Dschungel zwischen stinkenden Autos und gefährlichen Trams grossziehen. “Also, ich könnte das nie!”, heisst es oft. Irgendwann komme der Zeitpunkt, wo man seine eigenen Interessen hinten an stellen müsse. Zum Wohl des Kindes. Subtiles-Schlechtes-Gewissen-Machen.
Aber nein! Ich will nicht zurück! Ich finde es wunderbar, dass unser Kind in der Stadt aufwächst.
- Dass ich mit dem Kinderwagen zu Fuss innert wenigen Minuten in der Migros bin, in der Krabbelgruppe, an der Bahnhofstrasse odes Üetlibergs (mitten in der Natur!) – und wir nicht dreissig Minuten auf einen Ortsbus warten müssen, um etwas Abwechslung in unseren Alltag zu bringen.
- Dass es auf dem Spielplatz mit den Judenkindern spielt, im Wartesaal des Kinderarztes am Kopftuch des Äthiopiermädchens zupft – und nicht erst als Teenager zum ersten Mal einen Afrikaner sieht und denkt, er stamme von einem anderen Planeten.
- Dass es, wenn es grösser ist, im Märchentram Weihnachtsgeschichten horchen kann, wir jederzeit ins Kindertheater können oder in den Zoo, ohne in ein Auto zu steigen.
- Dass unser Kind nicht “das Kind ist von dieser Frau, die vier Tage die Woche arbeitet”, uiuiui!
Unser Kindchen soll so viele Menschen, Farben, Düfte, Geräusche wie möglich aufsaugen. Sich entfalten in dieser lebendigen Stadt. Wer weiss. Vielleicht geht es Stadtbabys ja so wie Stadtvögeln. Forscher der McGill-Universität im kanatischen Montreal haben nämlich herausgefunden, dass diese im Vergleich mit ihren Verwandten vom Land klüger und besser gegen Krankheiten gewappnet sind. Bleibt also zu hoffen, dass wir – sollten wir noch mehr Kinder in diese Welt setzen – in dieser Stadt noch eine grössere Bleibe finden.
Author Lady D: A new mom in Zurich 🙂 |
As someone who grow up in the city, I know the benefits of having the city at the fingertip. In addition to its unique cultural diversity, the city is one large classroom for kids filled with museums, theaters, libraries and different playgrounds and parks. Especially, the cities in Switzerland can offer so much, and this is very often, just in a walking distance. Totally agree!